Willkommen in der Menschenmaschine: HartzIV

Manchmal wurde bereits auch nach HartzIV gefragt
aber es ist wohl kaum im Sinne des Erfinders, die Menschen fünf mal hintereinander beleidigen zu wollen. Vier mal ist es nun gelungen, denen, die nichts haben, zu zeigen, dass sie nichts wert sind. Wie ich darauf komme? bisher haben die sogenannten Arbeitsmarktreformen nichts wesentlich geändert, außer dass man den schönen Schein geändert hat. Aus dem Arbeitsamt ist die Arbeitsagentur geworden, man hat Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe zusammen gelegt und plötzlich mussten sich Mitarbeiter von Kommunen und Arbeitsagenturen um Dinge kümmern, die sie kaum gewältigen konnten. Anderserseits waren und sind auch viele Vermittler nicht in der Lage, grundlegende Menschenkenntnis und soziale Fertigkeiten an den Tag zu legen. In den letzten Jahren ist es sehr oft dazu gekommen, dass verantwortliche Mitarbeiter der Agenturen ihr Klientel, auch Kunden genannt, regelrecht gequält und beleidigt haben, es wurden Dinge gefordert und ausgesprochen, die andernorts ein Grund für schwere Körperverletzung oder Gerichtsverfahren wegen Beleidigung und Nötigung gewesen wären. Fünf Jahre dauert nun schon der soziale Albtraum und ein Ende ist nicht in Sicht.
Eine Frage habe ich. Wollen die Verantwortlichen eigentlich eine Verbesserung der Umstände für die Betroffenen? Den Eindruck habe ich nicht. Ganz früher, also vor dem zweiten Weltkrieg, als es noch wirkliche Kommunisten und Nazis gab, die sich gegenseitig mit »Rot Front« und »Heil Hitler« die Gehirne aus den Schädeln schlugen, gab es noch Begriffe, welche die gesellschaftliche Welt in zwei Lager spalteten. Das eine war das Proletariat, also die Arbeiterklasse und das andere war die Bourgeosie, das Bürgertum. Der Adel hatte sich ein paar Jahre zuvor selbst abgewickelt, der spielte und spielt keine Rolle mehr. Aber diese zwei Klassen, die Proletarier und die Bourgeosie, die haben bis heute überlebt, auch wenn es keiner mehr so wirklich bemerken will. Und was haben die mit HartzIV zu tun? Eine ganze Menge.
Nach dem Ende des Sozialismus in Osteuropa gibt es eigentlich für die Klassenkämpfer in den »Nichtsozialistischen Staaten« kaum noch so etwas wie eine Vorbildfunktion, was den Klassenkampf angeht. Anders herum, die Bourgeosie hat keine Veranlassung mehr, auf eine Klasse Rücksicht zu nehmen, die kaum noch Macht besitzt. Wer hier sagt, Gewerkschaften haben noch etwas zu sagen in Deutschland, der sollte sich schleunigst untersuchen lassen. Konnte man bis Ende der 1990er sich noch der »sozialen Marktwirtschaft« einigermaßen sicher sein, war auch dieses Phänomen mit der Jahrtausendwende vorbei. Wirtschaftswunderminister Ehrhardt würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was man aus seiner Idee wirklich gemacht hat.
Seit der Jahrtausendwende ist etwas eingetreten, mit dem niemand in dieser Form gerechnet hat: Existenzangst. Das ist allerdings nicht das einzige Phänomen, das man ab diesem Zeitpunkt beobachten kann. Da gibt es noch viel mehr, die allerdings auch viel früher in Erscheinung getreten sind. Neben der Angst, Job, Familie und Heim zu verlieren, ist auch noch mangelnde Bildung ein Problem derbreiten Massen. Mal ehrlich, was würden sie von einem Zehntklässler halten, der Erich Honecker für ein Mitglied des Bundestages hält? Bildung ist der Punkt, der offensichtlich unerwünscht ist in Deutschland. Man spricht es nicht offen aus, aber jeder weiss es. Es war schon Lenin & Co klar, wenn die Weltrevolution Erfolg haben will, braucht es kluge Köpfe. Nicht für umsonst gibt es den unbekannten Satz
Wissen ist Macht, Nichtwissen macht nichts.
Würden sie der Jugend zutrauen, auf die Strasse zu gehen und für ihre Rechte zu kämpfen? Abgesehen von Studenten, deren Zahl man offenbar mit Bachelor und Master drastisch zu reduzieren versucht und deren Möglichkeiten durch einen extrem straffen Lehrplan auf dramatische Weise eingeengt wird. Haben sie schon einmal Schüler auf der Strasse gesehen, Schüler, die für faire Lernmöglichkeiten demonstrieren? Das wird sicherlich keinem Doofbrot einfallen. Wozu auch. Viele wissen nicht, was sie machen, und schon gar nicht, was sie einmal machen wollen, den meisten fehlt einfach das Wissen um Fertigkeiten im Alltag. Schritt für Schritt hat damit die Bourgeosie einen Zustand hergestellt, der zuletzt in ähnlicher Form ende des Ersten Weltkrieges herrschte. Wissen ist eben Macht. Und da jetzt jeder protestiert, der gerade so lesen kann, ich meine nicht das Grundlegende wie lesen und schreiben. Mit Wissen meine ich Zusammenhänge herstellen, kognitive Fertigkeiten. Die fehlen immer mehr Schülern. Mir sind noch Berichte von Lehrbetrieben im Ohr, die Schulabgänger ablehnen mussten, weil sie keinen Zusammenhang von Gelesenem herstellen konnten und nicht einmal die Grundrechenarten beherrschten. Sollen das die Leute sein, die Führungsqualitäten besitzen?
Während man also in der tollen BRD die breite Masse mit ein bischen buntem Halbwissen abspeist, züchtet man irgendwo eine Elite heran, die den Schweinestall verwalten soll. Ein gesellschaftlicher Schweinestall ohne Macht und Wissen um dieselbe. Diese kleine Elite wird es leicht haben, eine Welt nach ihren Vorstellungen zu formen. Man beherrscht die Medien, dirigiert den Arbeitsmarkt und zerstört die Umwelt, wie es eben beliebt. Achja ich schweife ab. Wir waren bei den Arbeitslosen. Beinahe jeder Empfänger von ALG2 hat Existenzängste. Schon allein aus dem Grund, weil sich die herrschende »bürgerliche Klasse« mit HartzIV ein Instrument geschenkt hat, mit der sie in der Lage ist, Existenzen gezielt zu vernichten und Lebensgrundlagen zu entziehen. Mit der sogenannten Reform erzieht sich das Proletariat selbst und es wird erzogen. Glauben sie, das derzeitige TV Programm der privaten Anbieter ist Zufall? Bunt, einfallslos, abstumpfend ohne jeglichen Wert, ausser das Proletariat, zumindest einem Teil davon, bei Laune zu halten, Produkte zu verkaufen aber nicht, um wirkliche Inhalte zu vermitteln. Inhalte werden nicht einmal in der Schule vermittelt. Man kann einen Grossteil der jugendlichen ALG2 Empfänger aber damit bei Laune halten. Arbeiten, das können und wollen die wenigsten.
Die jüngste Studie belegt in Teilen den Trend. Sie nennt allerdings keine Gründe, warum die wenigstens aus den Abgründen der vierten Stufe der Arbeitsmarktreform heraus finden. Offensichtlich hat es ohnehin niemanden zu interessieren. Auch nicht, dass man voller Elan Statistiken und Zahlen fälscht und das eigene Volk erfolgreich damit für dumm verkauft. Ohja, das Volk ist dumm. Sonst würde es sich kaum gefallen lassen, dass es von einer Horde Rechtsanwälte und einer Physikerin regiert wird, die besten Voraussetzungen für die Bourgeosie, ihre Macht zu zementieren. Achja, der Macht ist es ja noch nicht genug. Man hat so viel Wissen um die eigene Macht, dass man sogar in der Lage ist, Teile des Proletariats zu bestechen. Nicht mit Geld allein, auch mit Macht. Es ist verwunderlich, dass Gewerkschafter Regierungsgewalt inne hatten, zumindest unter den Schröderianern, dazu auch noch unübersichtliche Firmenbeteiligungen, deren Erlöse in die Taschen von Gewerkschaftern wanderten und diese zum Schluss auch noch gegen die eigenen Entscheidungen streiken und protestieren. Jeder sieht es, kaum jemand denkt darüber nach. Wer soll das restliche Proletariat eigentlich noch vertreten und seine Interessen wahrnehmen? Niemand, denn die Interessen sind bereits verraten und verkauft.
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