Donnerstag, 29. April 2010

Deutschland, das Zeitarbeitsland

Würde es nach liberalen Kräften gehen
dann wären deutsche Arbeitnehmer die wohl rechtlosesten, die es jemals in Europa gegeben hat.
Schon alleine die Tatsache, dass seit Jahren Zeitarbeitsfirmen die Löhne mehr und mehr drücken und die rechte der Beschäftigten auf ein eigentlich unerträgliches Maß reduzieren, sagt beinahe alles. Ein Beschäftigter einer Zeitarbeitsfirma, der gerne unerkannt bleiben möchte, verriet
Die würden lieber HartzIV Leute einstellen weil sie für die keinen Cent bezahlen wollen.
Eine Feststellung, die bereits zu Beginn der vierten Stufe der Arbeitsmarktreform gemacht wurde und die sich sehr schnell bewahrheitete. Zwar beschuldigt man gerne »nur« die Schwarzen Schafe verschiedener Branchen, fakt ist aber, beinahe jeder dritte Unternehmer spielte schon einmal ernsthaft mit den Gedanken, seine Lohnkosten teilweise auf den Steuerzahler abwälzen zu wollen. Mit der gelben Partei im Rücken, ist das auch vielen Unternehmen gelungen. Auch Minijobs und somit der Zwang, mehrere Jobs annehmen zu müssen, ist in Deutschland überproportional gegeben. Die TAZ spricht ironischerweise von den flexiblen Deutschen. Was fehlt eigentlich in dieser Sparte? Ja richtig, nicht aufgeführt bei den flexiblen Lohnsklaven sind jene, die sich von Praktikum zu Praktikum hangeln, immer in der Hoffnung, ja doch noch einen Job zu bekommen und, ihrer Ausbildung angemessen, bezahlt zu werden.
Noch vor kurzem hatten sich gelbe Politiker hingestellt und lauthals verkündet, man wolle Zeitarbeit weiter ausbauen, weil Zeitarbeit das Sprungbrett in die Vollbeschäftigung sei. Entweder kann man diesen Politikern berufsbedingte Bewusstseinsstörungen unterjubeln oder sie sind notorische Lügner. Bisher hat sich diese Aussage kaum bewahrheitet, sie ähnelt in gewisser Weise dem Schneeballsystem von Finanzbetrügern, denn wenn es so wäre, dann würden Zeitarbeitsfirmen nicht mehr auf eigene Rechnung, sondern unter der Regie der Arbeitsagentur arbeiten, die einen solchen Vermittlungserfolg gerne für sich verbuchen würde. Die Süddeutsche macht es sogar noch deutlicher. Sie differenziert sogar bei den Zeitarbeitern und unterscheidet in fest angestellte und jenen, die nur zeitweilig in einer Zeitarbeitsfirma angestellt sind. Allerdings sind es nicht nur private Unternehmen, die befristete Arbeitsverträge anbieten, sondern auch öffentliche Stellen. So sollen zwei Drittel aller neu vergebenen Stellen nur noch befristet sein.
Niemand scheint wirklich begreifen zu wollen, dass langfristig gesehen Deutschland damit zum Armutsstaat wird. Nicht nur, dass die Kluft zwischen arm und reich immer grösser wird und die politische Meinung immer radikaler polarisiert, langfristig leidet bei einer derartigen Lohnentwicklung der Binnenmarkt und der Einzelhandel. Für den Moment mag vielleicht noch genug Geld auf privaten Konten liegen aber spätestens dann, wenn ausgebildete Arbeitskräfte Mangelware werden und jene Menschen, die eine niedrigere Ausbildung haben und vielleicht auch noch im Niedriglohnsektor arbeiten, wenn diese Menschen in Deutschland in der Überzahl sind und sich das Kapital wieder in den Händen einiger weniger Unternehmer befindet, könnten so manche Branchen nur noch auswandern, weil sie ihre Produkte hierzulande nicht mehr zu angemessenen Preisen absetzen können, ein Punkt, der von der liberalen, gelben Politik gerne verschwiegen wird. Zeitweise war dieses Phänomen bereits in den 1990ern in Ostdeutschland zu erleben, tatsächlich gibt es Ortschaften, in denen nur noch ein Teil der ursprünglichen Bevölkerung lebt. Kein Kapital, kein Geld, keine Absatzmärkte.
Andererseits ist allerdings auch klar, dass ohne die aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen die »Spitzenpolitiker« von heute lediglich nichtssagende Deppen Hinterbänkler ohne jede Funktion wären.
Der Sender Phoenix berichtet am 29.04.2010 ab 13.30 Uhr in einer Dokumentation über Lohnsklaven in Deutschland. Das Geschäft mit den Leiharbeitern
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