Es soll ja Wessies geben,
die noch nie in ihrem Leben im Osten waren, jenem Teil Deutschlands, in dem die Russen jahrzehntelang eine kommunistische Schreckensdiktatur errichtet hatten und jeden erschossen, der versuchte, dem Gefängnis zu entkommen.
So ist die ungefähre Meinung der Jugend über die DDR. Und Was meinten Sechstklässler zur Wiedervereinigung?
Wir haben sie befreit! Ja klar, am Ende war die
so genannte DDR, die Zone gar ein Mythos, den es angeblich nie gegeben haben wird.
Aber im Ernst, so, wie es vielfältige Meinungen über den Osten Deutschlands gibt, so gibt es auchsehr viele Bürger aus dem Westen der Republik, die noch nie in den neuen Bundesländern waren und die haben die ehemalige DDR höchstens in der Tagesschau oder am vom Bier versifften Stammtisch wahrgenommen.
Jeder zehnte Westdeutsche soll noch nie im Osten gewesen sein. Ja und? Keine Statistik belegt, wie viele Ostdeutsche jemals im goldenen Westen waren. Zugegeben, es werden nicht sehr viele
Neubundesbürger sein, aber sie soll es tatsächlich geben, jene, die noch nie im Westen waren. Wen zieht es auch dauernd ins klischeebeladene Schloss Neuschwanstein oder in den Schwarzwald? Welcher Bürger aus Leipzig oder Neukieritzsch hat schon einmal Urlaub in Baden-Baden gemacht? Den Gegenbeweis anzutreten, dass der gemeine Ossi bisher noch nicht vollständig den Westen überrannt hat, ist sehr schwer.
Im Gegensatz zur politischen Mauer, die bekanntermaßen nur 28 Jahre Bestand hatte, lebt die Mauer in den bundesdeutschen Köpfen weiterhin fort. Kein Franzose oder Finne wird es wahrscheinlich jemals verstehen, was Deutsche bewegt, aber die Vorurteile und Mentalitätsunterschiede sind vorhanden und sie lassen sich auch nicht weg diskutieren. Der Sachse hat den unbeliebtesten Dialekt, die Preussen haben was gegen die Bayern, die Wessies sind geldgeil und noch immer höchst arrogant, der Ex-DDR-Bürger ist mit allem unzufrieden und überhaupt wird gejammert, bis der Fernseher weint.
Und wie sieht es wirklich aus?
Allen Umfragen zum Trotz, das Volk der Deutschen ist weitestgehend zusammen gewachsen. Weitestgehend, denn der Stamm der Nörgler und Neider wird kleiner und irgendwann sterben sie ohnehin aus. Unterschiede wird es weiterhin in den Mentalitäten geben und viele Ansichten werden vielleicht bestehen bleiben. Es war von Anfang an klar, dass ein Zusammenwachsen beider deutschen Staaten keine Sache weniger Jahre sein wird, es ist eine Aufgabe, die generationenübergreifend ist. Den Jüngeren ist es mittlerweile egal, ob Ost oder West, für sie hat es die DDR oder die BRD in ihrem Erleben und Bewusstsein nie gegeben, es ist Geschichte. Sie werden sich aber mit ihrer "Heimat" identifizieren wollen, sofern das möglich ist.
Ansonsten: Ja, wir sind ein Volk, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.
NachGedacht.Info